In der Politik wird entweder durch die Blume oder im Klartext gesprochen. Roland Koch gehört eindeutig zu den Politikern, die das Kind beim Namen nennen, womit er sich nicht überall Freunde gemacht hat. Seine offene und direkte Art führte öfter dazu, dass der hessische Ministerpräsident selbst in der eigenen Partei aneckte. Vor allem das Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel war bisweilen über Gebühr strapaziert.
Ob dies der Grund war, dass Roland Koch am 25. Mai 2010 den Rücktritt von allen politischen Ämtern und Funktionen verkündete, sei dahingestellt. Hätte sein Motto früher „Politik ist mein Leben“ lauten können, durchaus mit Ambitionen auf den Posten des Bundeskanzlers, teilte der CDU-Mann nach seiner Entscheidung mit: „Politik ist ein Teil meines Lebens, aber nicht mein Leben.“
Zumindest war das Leben von Roland Koch von frühester Kindheit an durch die Politik geprägt. Schon der Vater des am 24. März 1958 in Frankfurt am Main geborenen Vollblutpolitikers, Karl-Heinz Koch, war Mitglied der CDU und von 1987 bis 1991 hessischer Justizminister. Kein Wunder also, dass Roland Koch als 14-Jähriger in die Junge Union eintrat, deren stellvertretender Bundesvorsitzender er von 1983 bis 1987 war.
Bekanntheit erlangte der Vater von zwei Söhnen, der in den Anfangstagen seiner politischen Karriere den „jungen Wilden“ der CDU zugeordnet wurde, schon wesentlich früher, nämlich 1979.
Koch ging als jünger Vorsitzender eines CDU-Kreisverbandes (Main-Taunus) in die Geschichte ein. Er war bis 1993 Mitglied des Stadtrates in Eschborn und von 1989 bis 1997 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises.
Den Weg in den hessischen Landtag schaffte Roland Koch 1987. Innerhalb der CDU-Fraktion war er 1990 bis 1991 und 1993 bis 1999 Vorsitzender. Die Landtagswahlen 1999 brachten schließlich seinen Durchbruch.
Er wurde am 7. April zum Ministerpräsidenten des Landes Hessen gewählt. Dieses Amt behielt er auch nach den Wahlen 2003 und dem Dilemma der SPD in den Jahren 2008/2009 inne. Bundespolitisch schaffte Roland Koch es, 2006 in Dresden zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU gewählt zu werden. Bestätigt wurde er in diesem Amt 2008. Mit dem Rücktritt verlässt er nun die politische Bühne.
Er will wieder als Rechtsanwalt arbeiten. Das Studium der Rechtswissenschaften hatte er nach dem Abitur 1977 und nach seinem Wehrdienst in Frankfurt am Main begonnen. 1982 legte er das erste Staatsexamen ab, 1985 das zweite.
Mit eigener Kanzlei spezialisierte er sich 1995 bis 1999 auf Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht. In seiner Freizeit kocht er gerne und wurde 2003 sogar zum „Hobbykoch des Jahres“ gekürt, er spielt Tennis und geht gern in Museen.