Seine Vorliebe für Pfälzer Saumagen ist fast schon legendär. Sie ist aber nur eine vielen Facetten im Leben von Helmut Kohl, der als „Kanzler der Einheit“ und aufgrund seiner Bemühungen um den europäischen Einigungsprozess in die Geschichte einging. Gleichwohl weist seine Karriere auch Schattenseiten auf, in erster Linie die Parteispendenaffäre aus dem Jahr 1998. Sie markierte das Ende der politischen Laufbahn des Mannes, der sich „Ehrenbürger Europas“ nennen darf.
Geboren wurde Helmut Kohl am 3. April 1930 in Ludwigshafen-Friesenheim. Er ist das jüngste von drei Kindern und erlebte als Jugendlicher die Kriegswirren samt Kinderlandverschickung nach Erbbach im Odenwald mit. Als 15-Jähriger begann er später eine landwirtschaftliche Ausbildung, ehe er seinen Schulbesuch fortsetzte. Das war auch die Zeit, in der seine politischen Ambitionen geweckt wurden. Den Anfang machte 1947 der Eintritt in die CDU. Dabei beließ es Helmut Kohl aber nicht, sondern bewies schon relativ früh seine Zielstrebigkeit. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Jungen Union Rheinland-Pfalz. Sein Versuch, den Bezirksvorsitz zu übernehmen, scheitert 1948 allerdings.
Zwei Jahre später begann Helmut Kohl sein Studium, erst an der Universität Frankfurt am Main, anschließend an der Universität Heidelberg. Hauptfach war Geschichte, Nebenfächer Politische Wissenschaft, Staatsrecht und öffentliches Recht. 1958 folgte die Promotion. Auf politischer Ebene verlief es in diesen Jahren relativ ruhig. In der Zeit von 1954 bis 1961 übernahm er den stellvertretenden Landesvorsitz der Jungen Union Rheinland-Pfalz. Von 1955 bis 1966 war Helmut Kohl zudem im Landesvorstand der rheinland-pfälzischen CDU, ab 1963 als Fraktionsvorsitzender. Doch auch auf lokalpolitischer Ebene zeigte er sich aktiv: als Vorsitzender des Kreisverbandes Ludwigshafen von 1959 bis 1962.
Den ersten Karriereschub erhielt Helmut Kohl am 19. Mai 1969. Er löste Peter Altmeier als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz ab. Dieses Amt behielt er bis 1976 inne. Bundespolitisch verlief es anfangs nicht ganz so rund. 1971 musste sich Kohl Rainer Barzel bei den Wahlen um den Bundesvorsitz der CDU geschlagen geben. Den Sprung an die Spitze der Partei schaffte er schließlich 1973 und trat 1976 zum ersten Mal als Kanzlerkandidat an – jedoch ohne Erfolg. Erst das Scheitern der sozial-liberalen Koalition und das Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt im Jahr 1982 machten den Weg frei: Helmut Kohl wurde zum sechsten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Erfolg gekrönt waren auch die Kandidaturen 1983, 1987, 1991 und 1994. 1998 unterlag er Gerhard Schröder von der SPD.
Hervorzuheben in der Vita von Helmut Kohl ist das Jahr 1989. Der Mauerfall am 9. November steht sinnbildlich für das Ende der Deutschen Demokratischen Republik. In dieser Situation reagierte Helmut Kohl mit einem Zehn-Punkte-Programm. Sein Ziel: Die Teilung Deutschlands und Europas zu überwinden. Der Erfolg gegen alle Widerstände – nicht nur beim Thema Rente – gab ihm Recht und spiegelt sich in einer Vielzahl von Ehrungen wider. Verliehen wurden ihm unter anderem die St. Liborius-Medaille für Einheit und Frieden, der Point Alpha Preis und der Milleniums-Bambi. Rückblickend sagt Helmut Kohl: „Ganz persönlich bin ich dankbar dafür, dass ich die Chance hatte, in entscheidenden geschichtlichen Stunden unseres Landes Verantwortung zu tragen.“
Der Privatmann Helmut Kohl war 1960 bis 2001 mit Hannelore, geborene Renner, verheiratet. Sie haben zwei Kinder: Walter und Peter. Zu den Tragödien seines Lebens zählt sicherlich der Freitod seiner ersten Frau. Auch der Sturz im eigenen Haus nach zwei Knieoperationen hat den ehemaligen Kanzler gezeichnet. Geholfen hat ihm in dieser Zeit seine Lebensgefährtin Maike Richter, die er 2005 kennenlernte. Geheiratet haben die beiden am 8. Mai 2008. Sie mache sein Leben lebenswert, so Helmut Kohl.