Der Spiegel schrieb 2001 über Guido Westerwelle: „Er gilt als Hoffnungsträger der FDP“. Neun Jahre später hat die Galionsfigur der Liberalen leichte Blessuren. Sie rühren vor allem daher, dass sich der bis dato jüngste Parteivorsitzende der FDP nicht nur als rheinische Frohnatur mit Siegeswillen präsentiert. Der Jurist legt auch bei „unbequemen“ Themen den Finger in die offene Wunde, wie Anfang 2010 bei der Hartz-IV-Debatte. Dass er damit in der Öffentlichkeit genau das Bild zeichnet, das er 2001 korrigieren wollte, das von der „Partei der sozialen Kälte“, hat ihm viel Kritik eingebracht, auch parteiintern.
Diejenigen, die Guido Westerwelles Karriere schon längere Zeit verfolgen, sprechen von einem gewissen Wandel. Der am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef bei Bonn geborene Politiker galt einst als „Spaßwahlkämpfer“. Dieses Image ist Geschichte, wenngleich sich Westerwelle nach wie vor als „fröhlicher Rheinländer“ sieht. „Ich habe nie die Leute verstanden, die meinen, in Deutschland seien Tiefsinn und Trübsinn dasselbe. Ich finde, man kann sehr schön auch mit Optimismus Politik machen, lebensbejahende Politik machen“, sagte er in einem Interview mit „Arte“. Um keinen Zweifel daran zu lassen, wo er steht, beendete er den Satz mit „J’aime la vie, je suis libéral!“ (Ich liebe das Leben, ich bin ein Liberaler!)
Diesem Motto verschrieb sich der Sohn aus einer Rechtsanwaltsfamilie – von daher war abzusehen, dass auch er Rechtswissenschaften studieren würde – schon sehr früh. 1980 trat er der FDP bei und gründete direkt die Jungen Liberalen (Julis). Unter seiner Federführung als Bundesvorsitzender verdreifachte sich die Zahl der Mitglieder von 1983 bis 1988 von 2.000 auf 6.000. Im Bundesvorstand der Partei ist Guido Westerwelle seit 1988. Von 1993 bis 1999 war er Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Bonn und von 1994 bis 2001 Generalsekretär der FDP. Das Amt des Bundesvorsitzenden und damit die Nachfolge von Wolfgang Gerhardt übernahm er am 4. Mai 2001. Das beste Ergebnis, mit 14,6 Prozent, verschaffte Westerwelle der Partei bei den Bundestagswahlen 2009. Seither ist er Bundesaußenminister und Stellvertreter der Bundeskanzlerin.
Guido Westerwelle, der sich 2001 als homosexuell outete – was lange Zeit als offenes Geheimnis galt –, lebt seit 2010 in einer eingetragenen Partnerschaft mit seinem Lebensgefährten Michael Mronz. Auf seiner Internetseite nennt er Konzertbesuche, Bücher und Sport, insbesondere Laufen, Beachvolleyball, Segel, Reiten und Mountainbiking sowie Bilder zeitgenössischer Maler als Hobbys.