Im Theater würde man von einer „tragischen Figur“ sprechen, die Andrea Ypsilanti 2008 in der hessischen Landespolitik mimte. Sie war mit knapper Mehrheit als Spitzenkandidaten der SPD in die Landtagswahlen gegangen, stolperte letztlich aber über den innerparteilichen Widerstand einiger Genossinnen und Genossen. Ihre Bereitschaft, mit der Linken zu kooperieren oder sie zumindest zu tolerieren – was sie vor den Wahlen kategorisch abgelehnt hatte –, brach Andrea Ypsilanti das Genick. Letztlich stand sie sich auf der Zielgeraden zum Posten der Ministerpräsidentin selbst im Weg. 2009 mussten schließlich Neuwahlen anberaumt werden, bei denen die SPD einen herben Rückschlag erlitt. Andrea Ypsilanti zog die Konsequenzen: Sie trat als Landeschefin und Fraktionsvorsitzende der SPD zurück.
Dass die am 8. April 1957 in Rüsselsheim geborene Andrea Ypsilanti (Mädchenname Dill) in die Politik gehen würde, zeichnete sich vergleichsweise spät ab. Nach dem Abitur arbeitete die Tochter eines Werkzeugmachers als Sekretärin und Stewardess bei der Lufthansa. Mit dem Beginn des Studiums der Soziologie, Pädagogik und Politikwissenschaft, das sie von 1986 bis 1992 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main absolvierte, entdeckte sie ihre politischen Ambitionen und wurde Mitglied der SPD.
Schon nach kurzer Zeit arbeitete Andrea Ypsilanti im Bezirks- und Landesvorstand der Jusos mit. Von 1991 bis 1993 war sie Vorsitzende der Jungsozialisten in Hessen. Den nächsten Schritt nach oben machte sie 1994: Sie wurde unter Ministerpräsident Hans Eichel Referatsleiterin in der hessischen Staatskanzlei. Diesen Posten hatte sie bis 1999 inne. In dem Jahr wurde sie über den Frankfurter Wahlkreis 39 in den Landtag gewählt. Den Posten der Landesvorsitzenden der SPD übernahm die Diplom-Soziologin 2003. Zwei Jahre später, im November 2005, saß Andrea Ypsilanti auch im Bundesvorstand der Partei. Mit dem Vorschlag, sie als Spitzenkandidatin zu nominieren, nahm das Schicksal 2006 seinen Lauf und führte 2009 zum Rücktritt. Im Landtag ist sie nach wie vor aktiv.
Die „Privatfrau“ Andrea Ypsilanti heiratete Anfang der 80er Jahre den Griechen Manolis Ypsilanti, von dem sie sich in den 90er Jahren wieder scheiden ließ. Gemeinsam mit ihrem neuen Lebensgefährten, Klaus-Dieter Stork, hat sie einen Sohn. „In ihrer Freizeit schätzt die leidenschaftliche Köchin spannende Literatur und Kunst“, verrät sie auf ihrer Internetseite -> Andrea Ypsilanti