Wissenschaftler stoßen weiter den Ausstieg aus der Kernenergie an
Neulich beim Italiener gab ’s handgemachte breite Nudeln mit Steinpilzen an Buttersößchen….Nur kurz war dran zu denken, ob den der „Gemeine Boletus edulis“ noch mit der Katastrophe von Tschernobyl im April 1986 zu hat. Und mit der Reaktorkatastrophe in Fukushima, die weltweit Zweifel an der Kernenergie geschürt hat, wird es in wenigen Jahren genau so sein.
Doch der Ausstieg aus der Kernenergie ist jedenfalls angestoßen, denn das Risiko einer solchen Katastrophe ist auch weiterhin höher als bislang angenommen.
Für Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz ist nämlich nach neuerlichen Studien eine Frage deutlich: Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein solcher Unfall wieder passiert, und kann man mit Atmosphären-Modellen berechnen, wie sich dann Radioaktivität verbreitet?
Ob kritisch oder nicht, nach den Ergebnissen der Untersuchung kann es durchaus einmal in 10 bis 20 Jahren zu einer Kernschmelze in einem der derzeit aktiven Reaktoren kommen. In Betrieb sind weltweit 440 Kernreaktoren, 60 weitere befinden sich in Planung.
Nun ist die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze nicht jedermans Sache, doch gilt die Rechnung als einfach:
Man teile die Laufzeit aller Kernreaktoren weltweit von der Inbetriebnahme des ersten zivilen Reaktors bis heute durch die Zahl der bisherigen Kernschmelzen.
Das macht 14.500 Jahre; die Zahl der Kernschmelzen beträgt vier – eine in Tschernobyl und drei in Fukushima. Macht bei einfacher Division, dass es in 3.625 Reaktorjahren zu einem GAU kommt, dem größten anzunehmenden Unfall.
Rundet man dieses Ergebnis auf einen GAU in 5.000 Reaktorjahren auf, um das Risiko konservativ abzuschätzen, liegt es schließlich 200 mal höher als Schätzungen der US-amerikanischen Zulassungskommission für Kernreaktoren im Jahr 1990 ergaben.
Viertel ‚fliegt‘ 2.000 Kilometer weit
Auch ohne Unterscheidung nach Reaktoralter oder nach erdbebengefährdetem Gebiet, kann es dann auch in einem vermeintlich sicheren Reaktor zu einer Kernschmelze kommen. Auch deshalb, weil nicht alle Ursachen eines fatalen Unfalls abschätzen oder vorhersagen lassen.
Wenn nun bestimmbar ist, wie sich radioaktive Gasen und Partikel rund um eine mögliche Unglücksstelle geografisch verteilen, und dies mit Computermodells, das die Erdatmosphäre beschreibt, ist auch die radioaktive Verseuchung näherungsweise zu ermitteln, und zwar danach, wie sich Partikel des radioaktiven Cäsium-137 (137Cs) in der Atmosphäre verbreiten und welche Mengen wo über den Niederschlag in den Boden gelangen.
Man muss kein Forscher sein, um sich zu fürchten, das bei einer Kernspaltung von Uran das 137Cs-Isotop als Zerfallsprodukt entsteht, Halbwertszeit von 30 Jahre, eben auch nach den Havarien von Tschernobyl und Fukushima als einen wichtiger Teil der radioaktiven Belastung. Die Ergebnisse belegen, dass Reaktorunfälle weit über Staatsgrenzen hinweg radioaktive Verseuchung herbeiführen können. Und so trägt Westeuropa weltweit das höchste Risiko einer radioaktiven Kontamination.
Fazit für wetere breite Nudeln mit Steinpilzen: eine neuerliche Verseuchung mit mehr als 40 Kilobecquerel pro Quadratmeter bedroht Westeuropa bei hoher Reaktordichte durchschnittlich einmal in 50 Jahren. Bürger im dicht besiedelten Südwestdeutschland tragen durch die zahlreichen Kernkraftwerke an den Grenzen von Frankreich, Belgien und Deutschland das höchste Risiko einer radioaktiven Kontamination.
Na, dann – Guten Appetit!
Und was meint der Wissenschaftler:
Vor dem Hintergrund […] sollte ein international koordinierter Ausstieg aus der Kernenergie in Betracht gezogen werden.
gold price meint
Katastrophale nukleare Unfälle wie die Kernschmelzen in Tschernobyl und Fukushima sind häufiger zu erwarten als bislang angenommen.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz haben anhand der bisherigen Laufzeiten aller zivilen Kernreaktoren weltweit und der aufgetretenen Kernschmelzen errechnet, dass solche Ereignisse im momentanen Kraftwerksbestand etwa einmal in 10 bis 20 Jahren auftreten können und damit 200-mal häufiger sind als in der Vergangenheit geschätzt.
„Nach Fukushima habe ich mich gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein solcher Unfall wieder passiert, und ob wir die Verbreitung der Radioaktivität mit unseren Atmosphärenmodellen berechnen können“, kommentiert Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz.
Dass das Risiko einer solchen Katastrophe höher ist als bislang angenommen, belegt nun eine Studie. Westeuropa könnte einmal in etwa 50 Jahren radioaktiv kontaminiert werden. Die Forscher ermittelten auch, dass die Hälfte des radioaktiven Cäsium-137 bei einem größten anzunehmenden Unfall mehr als 1.000 Kilometer weit transportiert würde.
Die Ergebnisse zeigen, dass Westeuropa – inklusive Deutschland – wahrscheinlich einmal in etwa 50 Jahren mit mehr als 40 Kilobecquerel radioaktivem Cäsium-137 pro Quadratmeter belastet wird.
Ab dieser Menge gilt ein Gebiet laut der Internationalen Atomenergie Behörde IAEA als radioaktiv kontaminiert.
Die Forscher fordern aufgrund ihrer Erkenntnisse eine tiefgehende Analyse und Neubetrachtung der Risiken, die von Kernkraftwerken ausgehen. Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge, dürfte es einmal in 10 bis 20 Jahren zu einer Kernschmelze in einem der derzeit aktiven Reaktoren kommen.
Derzeit sind weltweit 440 Kernreaktoren in Betrieb, 60 weitere befinden sich in Planung.