… und ich sage dir, ob du Schuldner sein kannst
Persönliche Kennzeichen: Höherer öffentlicher Dienst, leidenschaftlicher Leasing-Fahrzeug-Halter, verheiratet, keine Facebook-Freundschaften, Besoldungs-Endstufe. – Mit sowas kann man eigentlich bei der Schufa, Deutschlands größte Auskunftei, nicht auffallen. Doch, kann man! Dann nämlich, wenn die Leasing-Bank „vergessen“ hat, den letzten Leasingvertrag als ‚abgelaufen‘ vermerken zu lassen. Wie gut, das unser Leasing-Nehmer nicht auch noch in sozialen Netzwerken wie Facebook unterwegs ist. Aber halt, in XING doch… Denn die Schufa plant, aus Facebook und aus zahlreichen anderen Quellen im Internet gezielt Daten über Verbraucher zu sammeln.
Erste Meldungen resultieren aus Recherchen des Radioprogramms NDR-Info. Denen zufolge lässt die Wiesbadener Auskunftei am Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam (HPI) Projektvorschläge entwickeln.
Interpretiere man die vorliegenden Dokumenten, dann sollen „unter anderem die Kontakte von Facebook-Mitgliedern herangezogen werden, um Beziehungen zwischen Personen zu untersuchen und so Zusammenhänge mit der Kreditwürdigkeit der Verbraucher zu finden“. Analysiere man zudem noch Textdaten, lässt sich dann auch auch „ein aktuelles Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln.“
Den potenten Schuldner entdecken
Die Medien-Wissenschaftler könnten schließlich auch untersuchen, wie die Schufa über eigene Facebook-Profile oder über Zugänge zum Kurznachrichtendienst Twitter auf „verdeckte Weise“ an „Adressen und insbesondere Adressänderungen“ anderer Nutzer gelangen kann.
Und wenn man schon dabei ist, darf man auch an die „automatisierte Identifikation von Personen ds öffentlichen Interesses, an Verbraucherschützer und an Journalisten“ denken…
Im Ergebnis solle und könne ein Daten-Pool entstehen, „der von der Schufa für existierende und künftige Produkte und Services eingesetzt werden kann.“ Die Schufa rechtfertigt ihre Idee und die Intention damit, „Chancen und Bedrohungen für das Unternehmen zu identifizieren und zu bewerten.“
Da liegt dann wohl auch nahe, neben Facebook auch Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, Personensuchmaschinen wie Yasni, Geodatendienste wie Google Streetview sowie Mitarbeiterverzeichnisse von Unternehmen auf Daten-Gewinn zu analysieren…
„Alles klar, Herr Kommissar?!“ Schon, doch ist es gesellschaftlich nicht kritisch zu bewerten, wenn solche breit angelegten Informationen schließlich mit Schufa-eigenen Verbraucherdaten verknüpft werden, um sie „aus Business-Sicht zu bewerten?“
Ethische Maßstäbe
Schufa und das HPI bestätigten ihr „Forschungsprojekt“, das sich aber noch als „Grundlagenforschung“ darstelle, die man nach „höchsten ethischen Maßstäben“ betreibe. Die Wissenschaft zur Datenerfassung solle jedoch auch dazu führen, dass die Schufa sich „durch wissenschaftlich fundierte Ergebnisse langfristig die Qualitätsführerschaft unter den Auskunfteien in Deutschland sichern“ wolle.
Dazu zucken dann aber auch gleich Daten- und Verbraucherschützer zusammen: die Schufa-Pläne verursachen ‚Entsetzen und Unverständnis‘. Da stehen dann auch Landesdatenschutzbeauftragte aufrecht: „Hinter einem solchen Forschungsprojekt steckt immer eine Absicht. Sollte die Schufa die gewonnenen Daten tatsächlich einsetzen, wäre das eine völlig neue Dimension.“
Zu bezweifeln ist dann auch, ob es rechtlich und gesetzlich haltbar sei, die Projektidee überhaupt umzusetzen. Und auch in den Verbraucherzentralen regt sich Unmut: Das Schufa-Projekt stelle eine „Grenzüberschreitung“ dar. Würden sehr private und persönliche Daten, wie sie bei Facebook gesammelt sind, von der Schufa zusammen geführt und ausgenutzt, muss dies als „hochgefährlich“ gelten.
Die Politik schweigt noch!
fschuetz meint
Für uns selbst war das keine große Überraschung,
da über Yasni ohnehin nur frei verfügbare Informationen
angezeigt werden.
Und dass Yasni schon immer stark von Behörden genutzt wird,
war spätestens seit dem Heise-Artikel klar, zu finden bei uns im Blog:
http://blog.yasni.de/business/der-schufa-forschungsplan-schlaegt-wellen/