„Wenn wir nicht ins internationale Mittelmaß abdriften wollen, müssen wir Qualität als übergeordnetes strategisches Leitprinzip in Unternehmen und Organisationen mit neuem Leben füllen.“ Der dies zum Leitsatz erhebt, ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ,) : Dr. Jürgen Varwig.
Und weil die DGQ nun auch den 60ten Geburtstag feiert, hob man in Wiesbaden sieben Leitthesen für Qualität in Deutschland aufs Tapet. Allesamt gebündelt als Visionen und Vorschläge von rund 60 führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zur Zukunft von Qualität als dem Erfolgsfaktor und als Differenzierungs-Merkmal der deutschen Wirtschaft.
Die DGQ-Initiative wird wissenschaftlich begleitet und soll 2014 in ein Qualitätsleitbild für Deutschland münden. Damit soll ein Konsens über die gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung von Qualität abgebildet werden und sollen konkrete Vorschläge zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts benannt werden.
Die Leitthesen sollen dabei den Diskurs mit Substanz anreichern, konkrete Ideen vorbringen und unterschiedliche Überzeugungen transparent machen, so Varwig. Wer dazu kommentieren und diskutieren will, der möge Qualitaetsleitbild.de anwählen: alle Statements und Leitthesen stehen im Volltext zur Verfügung.
Die „flotten Sieben“ – Leitthesen für Deutschland:
1. Qualität trägt – auch in Zeiten des Umbruchs: Unternehmen und Organisationen, die Qualität als Leitprinzip verankern, sind langfristig erfolgreicher.
2. Qualitätsorientierung eint die deutsche Wirtschaft: Der Schlüssel zum langfristigen Erfolg durch Qualität besteht in einer Mischung aus traditionellen Tugenden und denen des 21. Jahrhunderts: Geschwindigkeit, Vernetzung, Kommunikationsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz.
3. Qualität Made in Germany – die Weltmarke weiterdenken: Neben der industriellen Produktqualität muss Qualität „Made in Germany“ künftig auch für Dienstleistungen, Wissensproduktion und Lösungskompetenz stehen. Und vor allem dafür, dass in global tätigen Unternehmen und Produktionszusammenhängen die Gesamtverantwortung für die Wertschöpfungs- und Produktionsketten von deutschem Qualitätsdenken geprägt ist.
4. Qualität hat Geschwister bekommen: Die deutsche Wirtschaft wird erheblich profitieren, wenn es gelingt, unser Qualitätsverständnis zu erweitern. Noch sind wir zu sehr Industriegesellschaft.
5. Qualität ist strategisches Managementthema: Qualität muss als strategisches Querschnittsthema etabliert und implementiert, gesteuert und von der Führungsebene vorgelebt werden. Nur dann kann eine gewinnbringende Qualitätskultur entstehen.
6. Qualität schafft nachhaltiges Wachstum und Lebensqualität: Qualitätsorientierung, die sich an Nachhaltigkeitszielen ausrichtet, macht die Welt lebenswerter. Sie ist ein Konzept, das für nachhaltige Renditen sorgt – ökonomisch, ökologisch und sozial.
7. Qualität braucht Politik und Bildung: Bildung, Forschung und Wirtschaft sollten sich in Deutschland zu einem effektiveren und effizienteren Gesamtsystem weiterentwickeln. Dann wird es wieder öfter gelingen, die in Deutschland herangereiften Ideen in Innovationen mit deutschem Qualitätsniveau umzusetzen.
Nun könnte und will man allein schon darin Potenziale eines Leitbildprojekts erkennen, weshalb die DGQ dann auch als „Ausgewählter Ort 2012“ gilt.
Ob nun die zahlreichen Beiträge aus den Vorstandsetagen von Unternehmen wie Daimler AG, Telekom AG, Bitburger oder SCHOTT AG tatsächlich relevant für Qualität in der deutschen Wirtschaft sind, müssen Kunden, Verbraucher, Lieferanten Nutzer oder Kraftfahrer entscheiden, während dem DGQ schon reicht, dass die Initiative ihr volles Innovationspotenzial dann entfalte, wenn man es schaffen, einen breiten Diskurs über die Zukunft von Qualität zu entwickeln…
Na, dann: Ready, stady, go!
dieta meint
Doch erscheint mir in der Diskussion ein Aspekt noch immer zu kurz zu kommen:
Zur Sicherung der Qualität im Bereich Humanressourcen ist es heute vor allem
notwendig, Bedingungen zu schaffen, die die tatsächliche Chancengleichheit für
Frauen und Männer sowie für Menschen unterschiedlicher kultureller oder religiöser
Herkunft ermöglichen.
Es geht darum, die bestehende Vielfalt in unserer Gesellschaft positiv aufzugreifen
bzw. Wert zu schätzen und alle vorhandenen Potenziale bestmöglich auszuschöpfen.
Wenn es um die Zusammensetzung von Teams und Führungsgremien geht, so zeigen
zahlreiche Studien auf, dass es auf die „richtige Mischung“ ankommt und
unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungshintergründe von immensem Vorteil sind.
So wirkt sich ein Anteil von mindestens 30 Prozent Frauen in Führungspositionen positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen aus, und zwar umso mehr, je globaler
das Unternehmen agiert.