Die Ironie des Redakteurs ist klar: Ich lass mir doch eine gute Schlagzeile nicht durch eine Recherche versauen! – Ob deswegen der „Hund in der Pfanne verrückt wird“ oder ob beim Badener deswegen „de G’müs’handel ufhört“ oder ob doch mal jemandem das „Messer im Sack aufgeht“ und sich die „Zehnägel rollen“? – Es ist einfach nur unglaublich, wie sich die Medien „ver-galoppieren“mit der Interpretation abgesetzter PR-Meldungen, deren Inhalte sich innerhalb von nur sechs Monaten grad mal ins Gegenteil verkehren.
Welt online 19. Juli 2011: Löhne der Geringverdiener brechen dramatisch ein. Zahlen von Wirtschaftsforschern zeigen, dass Geringverdiener die Opfer des Aufschwungs sind. Experten werfen der Bundesregierung Untätigkeit vor.
ARD 30. August 2011: Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Forscher sehen Niedriglohn als Aufstiegschance. Niedriglöhne sind umstritten. Geringverdiener haben laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) gute Aufstiegsperspektiven. Demnach schaffen jedes Jahr 24,1 Prozent der Beschäftigten mit Niedriglöhnen den Sprung in die Gruppe der Normalverdiener. Umgekehrt liege das Risiko von Normalverdienern, in den Niedriglohnsektor abzurutschen, bei 4,8 Prozent.
RTL 29.Oktober 2011: Jobs gibt es viele, Geld gibt es wenig.
Niedriglohn: Frauen und Jugendliche sind besonders betroffen. Immer mehr Deutsche müssen zu Niedriglöhnen arbeiten. Die Bundesagentur für Arbeit meldet: Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten mit Niedriglöhnen im vergangenen Jahr ist auf 23 Prozent gestiegen. Das sind 4,6 Millionen Menschen.
Sonntag, 30. Oktober 2011: Noch eine Kehrtwende: Merkel plant Mindestlöhne
Hat die Kanzlerin Merkel ihrer Partei bereits einiges zugemutet, was die einen „Modernisierung“ andere aber Linksschwenk nennen, steht nun offenbar eine Korrektur der Position zum Mindestlohn bevor.
Nach Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht und Abkehr von den Hauptschulen plant Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar einen Mindestlohns für alle Branchen in Deutschland einzuführen.
Was nun immer politisch noch kommen mag – wie bereits in den meisten europäischen Ländern existent – wäre kein „politischer“ Mindestlohn, sondern die Ausweitung von Mindestlöhnen auf alle Branchen.
Doch bis dahin wird es wohl auch krachen – von der Koalition bis zu SPD-Chef Gabriel und DGB-Chef Sommer, die schon mal mindestens 8,50 Euro für alle Branchen fordern.
Denn eine Lohnuntergrenze muss von der Bundesregierung bestätigt werden und für alle Branchen gelten, in denen es keine Tarifvereinbarungen gibt. Kommt es dafür zur „Kommission“, muss diese vor allem durch Vertreter von Gewerkschaftern und Arbeitgebern besetzt werden.
Merkel argumentiert gegen einen Mindestlohn damit, dass eine gesetzliche Regelung die Tarifautonomie schwäche. Viel eher gehe es um einzelne, branchenspezifische Lösungen.
Der Präsident ist auch dabei
„Wir müssen uns heute eingestehen, dass es teilweise zu niedrige Löhne in Deutschland gibt“, stellt längst auch Ministerpräsident McAllister fest. Die Sozialpolitik ist neu auszurichten, denn eine angemessene Bezahlung sei für die soziale Gerechtigkeit von zentraler Bedeutung und müsse für die CDU als Partei der sozialen Marktwirtschaft ein zentrales Thema sein.
Denn das Einkommen aus einem Vollzeitjob muss reichen, um eine Familie davon ernähren zu können. Zur Menschenwürde gehört nämlich auch eine menschenwürdige Bezahlung, weshalb auch der Missbrauch von Leiharbeit einzuschränken ist.
Da sich der Niedriglohnsektor in Deutschland ausweitet, liegt der Anteil der Vollzeitbeschäftigten, die einen Niedriglohn erhalten, bei 22,8 Prozent. Darunter versteht man, dass Monats-Entlohung unter 1379 Euro in Ostdeutschland und 1890 Euro in Westdeutschland liegen.
Einen misslichen Rang hält das Gastgewerbe und halten die Haushaltshilfen: drei von vier Vollzeitangestellten arbeiten zu Löhnen unterhalb der Niedriglohngrenze. Nach Maßgabe der OECD fällt ein Arbeitnehmer als sozialversicherungspflichtiger Vollzeitangestellter dann unter die Niedriglohn-Schwelle, wenn er weniger als zwei Drittel des Durchschnittslohns erhält.
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