Nun, wie auch immer. Sympathisch auf den ersten Blick eher nicht, dafür deutlich gebildet-arrogant, hanseatisch kühl und herausfordernd – jetzt mag ihn als Kanzlerkandidat wohl gar die Parteilinke. Und dabei bezeichnete er Parteifreunde schon mal als Heulsusen, fällt aktuell schon auf durch seine deutlich hohen Nebeneinnahmen und der Schweiz drohte er mit der Kavallerie, die man nicht einsetzen müsse, weil der Indianer nur wissen muss, dass es sie gibt.
Peer Steinbrück ist mit seinen Worten eher nicht auf Harmoniesucht aus. Was dann auch dazu führte, das „die klare Kante Steinbrücks als Finanzminister in der Euro-Krise“ deutlich in Erinnerung blieb.
Ob er nun tatsächlich der „Fels in der Brandung“ war, als die Lehmann-Pleite den ersten Finanz-Tsunami in Richtung Europa schickte, mag so gesehen worden sein, denn viele trauten dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück zu, „auf Sicht im sicheren Hafen“ anzulegen…
Für Kritiker war der Finanz-Steuermann jedoch nicht mit jedem Manöver erfolgreich. Als er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, die Sparguthaben seien sicher, konnte man den Sog des Strudels schon raus hören. Steinbrück über jene Tage: „Ich habe in den Abgrund geblickt“.
Wer immer auch mit seiner Jugend und Schulzeit kokettieren mag, der Hanseat, Schachspieler und Freund des Rotweins Peer Steinbrück wird im Januar 1947 in Hamburg geboren. Mehrfach muss der kleine Peer wegen schlechter Noten die Schule wechseln, zweimal eine Klasse wiederholen. Seine Schulzeit dauert eben so etwas länger:
Und das bei einem Ur-Großonkel, der als Adelbert Delbrück die Deutschen Bank mit gründete. Steinbrück studiert später Volkswirtschaft bis 1974. In die SPD tritt Steinbrück 1969 ein, er arbeitet für Hans Matthöfer, Helmut Schmidt, Johannes Rau.In Schleswig-Holstein, dann in Nordrhein-Westfalen wird Steinbrück das Amt des Wirtschaftsministers.
2002 wurde P.S. in Düsseldorfer Nachfolger von Wolfgang Clement als Ministerpräsidenten. Drei Jahre später beendet Steinbrück die Landtagswahl mit dem schlechtesten SPD-Ergebnis seit 1954 ab. Die Staatskanzlei geht an den CDU-Politiker Jürgen Rüttgers.
Steinbrück einfach? – Nein!
Steinbrück erhält eine weitere Polit-Chance im November 2005: Merkel beruft ihn als Bundesfinanzminister. Kein leichter Partner, auch nicht für die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen, mit der sich Steinbrück ambitioniert über Elterngeld und Kindergartenausbau streitet.
Bei „Wohlhabenden“, die ihr Geld im Ausland haben, macht er sich mit unbeliebt mit Äußerungen zur Steuerflucht und zum Bankgeheimnis. Bei den Journalisten für die deutschsprachigen Schweiz wurde ein Steinbrück-Satz zu dem des Jahre: „Wir müssen nicht nur das Zuckerbrot benutzen, sondern auch die Peitsche.“
Als der „Brecher“ fürs Manager der Finanzkrise konnte Steinbrück sein Image aber nicht steigern – seine Weste blieb nicht weiß, gab er sich zu Beginn der Krise doch völlig unbeeindruckt.
Amerikas Immobilienblase war lediglich ein amerikanisches Problem; er wehrt sich auch gegen ein Konjunkturprogramm. Für deutsche Nationalökonomen doch schon „absurd“…
Bis September 2008 hielt er an seiner Meinung fest, das deutsche Bankensystem sei sicher und habe keine Rettung nötig. Mit Einsicht in die Realität und wegen des Milliardenbetrags für den Immobilienfinanzierer HRE revidiert er diese Ansicht.
Steinbrück kann Kanzler
Auch ohne Regierungsposten ab 2009 gilt Peer Steinbrück als Person von hohem öffentlichen Interesse. Für einen Nachhall sorgte ein jüngster Vorschlag zum Umbau des Bankensektors: Trennung von klassischem Kundengeschäft und riskantem Investmentbanking. Was würde dazu der Ur-Großonkel sagen – und auch die Deutsche Bank.
Über Steinbrück als SPD-Kanzlerkandidaten wird seit 2010 wird spekuliert. Altkanzler Helmut Schmidt adelt den potenziellen Kandidaten mit dem Satz: „Er kann es“. Steinbrück hat nicht und wird nicht widersprechen.
Als Fußballfan sitzt Steinbrück im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund. Würde er Kanzler, ist der Job weg.
Schreibe einen Kommentar