Eine Tageszeitung, die täglichen TV-Nachrichten und mindestens ein Polit-Magazin pro Woche, dann dürfte man als politisch interessiert gelten. Wenn im Haushalt des Abiturienten dies nicht gegeben war und ist, dann sollte er nicht der künftige Student der Politikwissenschaft sein. Man muss die didaktischen Inhalte auch des Sozialkunde- oder die des VWL-Lehrers gemocht und verstanden haben, um ‚Politik‘ zum Studienfach zu wählen. Schließlich tauchen Themen aus Unterricht und Presse wieder auf und werden auch wieder mit wissenschaftlichem Tiefgang betrachtet.
Beschreibt man die Fachbereiche der Politikwissenschaft, lässt sich ein Politikstudium am besten skizzieren.
Da beschäftigt sich die Politische Ideengeschichte mit Theorien der Legitimation zur Herrschaft (z.B. Demokratie-Theorien), der politischen Partizipation (z.B. Zivilgesellschaft) und mit den Theorien, anhand derer politischer Systeme einzuordnen sind (z.B. Faschismustheorien).
Für ‚Das Politische System der Bundesrepublik Deutschland‘ sind die politischen Institutionen, Entscheidungsträger und -strukturen der Bundesrepublik Gegenstand der Forschung.
Über die Vergleichende Politikwissenschaft stellen sich die Merkmale dar für politische Systeme, Verfassungen und Gesetzestexte, für Bundeskanzler, Parteien und Wähler.
Zum grundlegenden Werkzeug werden Analysemethoden, über die sich vergleichen und bewerten lässt; ob nämlich das politische System eines Landes als Demokratie, als ‚defekte Demokratie‘ (mit Fehlern) oder als Autokratie zu werten ist.
Im Fachbereich vier ‚Internationale Beziehungen‘ beschäftigt sich die Theorie mit der Außenpolitik der Staaten und thematisiert internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN) oder die Welthandelsorganisation (WTO). Vermittelt werden Theorien, über die der internationale Handel nationaler und supra-nationalen Akteure einzuordnen und zu bewerten sind.
Wandel durch neue Struktur?
Mit den neu strukturierten Bachelor- und Master-Studiengängen hat zwar einiges verändert, doch sind die Fachbereiche geblieben.
Auch wenn manches nur umbenannt wurde, bleibt problematisch, dass zum Teil der Zugang zum Master eingeschränkt und Bachelor schon ein abgeschlossenes Studium ist. Ist der Bachelor-Studiengang längst berufs-orientiert bei praxisnaher Orientierung, ist der Wandel vom früheren Diplom-Politologen deutlich.
Nichts ist fix!
Gilt das ‚Das Kapital‘ von Karl Marx auch als häusliche Lektüre, ist es dennoch nicht so dass die Politikwissenschaften Staat und Gesellschaftszustand kritisch und grundsätzlich hinterfragen.
Der Klassiker über die „Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx wird nämlich eher von Philosophen und Soziologen bearbeitet, weil bei den derzeitig gültigen Ansätzen der Politikwissenschaften die Staats-Affirmation (Bejahung oder Zustimmung) als Grundlage des Denkens gilt.
Manchmal auch Taxi-Stand
Nach dem Studium gilt ‚Politologe‘ zu sein jedoch nicht als Beruf wie Arzt oder Ingenieur, was in den ersten drei Jahren das erwartete Berufsleben nur schwer öffnet. Auch sind Politologen nicht zwingend heiß begehrt und nachgefragt wie Spezialisten anderer Disziplinen.
So fährt zwar ein kleiner Teil der Absolventen ’ne ganze Weile Taxi, andere bleiben an der Uni, forschen mit Promotion oder arbeiten an oder in einem Projekt.
Ein Start im Medienbereich gilt zwar als chancenreich, doch nur auf Rang zwei an Arbeitsplätzen. Doch auch nicht jeder kann sich als Journalist für die Politik empfehlen; viel eher wird ihm auch schon mal eine Fußballsendung im Fernsehen angeboten.
Für den späteren, ungebremst beliebten Journalistenberuf – auch ohne Studium – sind Praktika und freie Mitarbeit bei Redaktionen für die „Quali“ erste Bedingung.
Wer mit öffentlicher Verwaltung und deren Aufbau zurecht kommt, der kann auch den höheren Dienst in den Referaten I bis XII anstreben.
Dann halt Lehrer…
Wer Politik auf Lehramt studiert, hat meist gute Karten. Nicht wie in der Erwachsenenbildung oder bei den Volkshochschule kann der studierter Lehrer auf Übernahme hoffen.
Auch sind Politologen bei privaten Dienstleistungen geschätzt, die da Verband, Vereinigung oder Nicht-Regierungs-Organisationen heißen und die Bedarf bei ihrer Lobbyarbeit, der Politikfeld-Beratung haben.
Wer es in direkter Linie zur Politik versuchen will, der kann einem Abgeordneten oder Parteikandidaten bei dessen Wahlbüro oder im Wahlkampf dienlich sein (kommunikative Politikberatung).
Schreibe einen Kommentar