Schokolade kann glücklich machen, besonders – so die neuesten ernährungs-physiologischen Erkenntnisse – , wenn es sich um dunkle Schokolade handelt. „Dunkel“ ist jedoch eine Meldung, die jüngst publik wurde: Giftige Mineralölrückstände in der Schokolade von Adventskalendern.
Dieser Hinweis von der Stiftung Warentest schreckte viele Verbraucher auf, aber auch Verantwortliche aus Politik, Behörden und aus der Lebensmittelindustrie. Letztere aber reagierten wie so oft: Beschwichtigen, einfach mal beschwichtigen. Das Problem nicht so hoch hängen und halb so dramatisch sehen. Überraschend dabei: Ergebnisse gleicher Feststellung in einer Studie im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums wurden von Ministerin Ilse Aigner unter Verschluss gehalten.
Als Fakt gilt trotzdem: Schoko-Täfelchen von 24 getesteten Adventskalendern wiesen Rückstände an schädlichen Mineralölen und ähnlichen Stoffen auf. Für neun Proben gilt, dass Kinder solche Schokolade nicht essen sollten. Für den Laien überraschend: die Ölreste in den Süßigkeiten stammen aus Altpapier für neue Verpackung.
Während ein Hersteller reagierte und ankündigte, seine Produkte vom Markt zu nehmen, blieb der der Bundesverband der Süßwarenindustrie zurückhaltend – fehlendes Problembewusstsein scheint Platz gegriffen zu haben: „… getestete Erzeugnisse sind … voll verkehrsfähig und entsprechen den lebensmittelrechtlichen Normen. Insbesondere sind sie nicht gesundheitsgefährdend….“
Schließlich kritisierte auch der Lobby-Verband der Lebensmittelhersteller, BVE, die Stiftung Warentest. Es habe die Vorab-Info gefehlt und zudem handele es sich doch „um ein in Deutschland bekanntes Problem“.
Nun ja, meinten wohl die Behörden, die sich bemühten, das Thema klein zu reden, weil die Besorgnis nicht allzu groß sei, so das Bundesinstitut für Risikobewertung, das dem Bundes-Verbraucherministerium untersteht.
Wer die Aigner-Studie bereits kennt, der weiß, das dort das Problem von Wissenschaftler deutlich eingeschätzt wird: Hohe Mengen krebsverdächtiger Mineralölbestandteile auch in Reis, Gries, Backmischungen oder Frühstücks-Cerealien.
Doch nicht nur Mineralölbestandteilen identifizierten die Forscher, auch mehr als 250 andere, potenziell gefährliche Stoffe, die aus den Receycling-Kartons in die Lebensmittel übergehen können. Darunter Krebs erregende, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Klebstoffe, Weichmacher und Photoinitiatoren.
Publiziert ist der benannte Abschlussbericht nur versteckt auf einer Internetseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Auf den Adventskalender-Test der Stiftung Warentest ging Verbraucherministerin Ilse Aigner mit keinem Wort auf die alarmierende Analyse ein. Schlimmer noch – sie verschweigt die eigenen Untersuchungsergebnisse.
Angekündigt wird nur, einen Grenzwert für Mineralöl in Lebensmittelverpackungen zu prüfen. Das klingt zwar irgendwie, nur löst ein Grenzwert für Mineralölrückstände das Problem bei 250 umstrittenen Stoffen in Verpackungen nicht.
Eindeutiges Ergebnis der Studie: Aktuell verwendete Recyclingkartons für Lebensmittel sind ungeeignet.
Deshalb fordert auch foodwatch: Ilse Aigner darf statt eines Grenzwertes für Mineralöl Altpapier nur dann für Lebensmittelverpackung zulassen, wenn eine Trennschicht vor gefährdenden Substanzen aus der Verpackung schützt.
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