Mit 16:18 ging die Entscheidung knapp aus. Bei einer Enthaltung sprach sich der Gemeinderat der Stadt Villingen-Schwenningen, mehr oder weniger bekannt als badisches Oberzentrum und wegen ihrer Fasnet („Mir sin ober ällene!“), gegen die Aktion ‚Stolpersteine‘ aus.
Eine Aktion, bei der mit metallisch beschrifteten Pflastersteinen jener jüdischer Personen gedacht werden soll, wie schon über 40 000 mal in Deutschland geschehen, die in der ‚Reichskristallnacht‘ und in der Zeit danach in deren Heimatstadt vom Nazi-Regime verfolgt, vertrieben und in Todeslager verschleppt wurden.
Die Mehrzahl der Schreiber der Leserbriefe und Kommentare in den drei Lokalzeitungen (Südkurier, Südwestpresse / Neckarquelle und Schwarzwälder Bote) schauderte und beschämte es, wie sich die Gesinnung einer Mehrheit von Christdemokraten und Freien Wähler-Vertretern im Gremium als Ablehnung darstellte.
Die Redaktionen ließen zu, dass noch drei Tage später, nach der mehr oder minder sachlichen Berichterstattung, weitere Kommentare die Spalten füllten.
Wie viele Kommentare, unabhängig vom Thema, will man aber grundsätzlich zulassen. Kann sich der Redakteur doch für ein paar Tage weniger Arbeit machen und muss vornehmlich nur die Leserbriefe setzen. Oder muss man zu bestimmten Themen die Kommentar-Möglichkeit kurz drauf auch wieder schließen….?!
Leserbriefe laufen dabei nicht im Schutz der Anonymität, weshalb man nicht grad mal „die Sau rauslassen“ kann, um Reaktionen zu provozieren, wie in manchen Online-Portalen möglich.
Denn es gibt ein grundsätzliches Problem. Dass nämlich vielen Bürgern in sozialen Netzwerken und in Bürgerinitiativen die repräsentative Demokratie nicht mehr reicht, in der man auf die Wahl von „Volksvertretern“ alle vier bis fünf Jahre beschränkt wird.
Viel eher will man über große und größere Streitfragen mitbestimmen, mit entscheiden und sich nicht der Tatsache hingeben, dass nicht immer Sachverstand, sondern auch falsche Gesinnung und Lobbydenken die politischen Entscheidungen im Föderalismus bestimmen.
Würde man öfters die „Frage der Woche“ stellen, wäre bald zu erkennen, was das Volk wie und zu welchen Bedingungen und Kosten will: Stuttgart 21, Münchens Olympiabewerbung….und hoffentlich auch bald zur Pkw-Maut?
Kann es doch zur Freude werden, wenn eine Entscheidung auf einem Plebiszit legitimiert ist.
Egal wie sie ausfällt.
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