Das Leben bietet viel, aber verspricht nichts! Ob diese eine chinesische Weisheit ist, die jemandem zuzuschreiben ist, muss offen bleiben. Doch eines ist in einer guten Gesellschaft sicher: die Mehrzahl der Bevölkerung darf als gut versorgt gelten.
Eine gute Gesellschaft ist aber auch eine, die es ihren Bürgern ermöglicht, selbst bestimmt und selbständig zu sein, was dem Recht entspricht, sein Leben selbst gestalten zu können. Wenn dies politisch und ökonomisch uneingeschränkt gilt, ist Zivilgesellschaft gegeben.
Damit ist die Gesamtgesellschaft auch die des Marktes und der Wirtschaft, weshalb die Bürger sowohl an den Ergebnissen zu beteiligen sind und sie die Ökonomie auch gestalten. Dieser Anspruch lässt sich auch auf die politische Teilhabe übertragen.
Nur Kunde zu sein, ist zu wenig, auch wenn Kunden und Verbraucher an vielen Stellen befragt werden, was den Marktforschern ungemein wichtig ist: Was wir wollen, was uns fehlt, was uns zufrieden macht und was es an Verkäufern, ihren Waren und ihrem Service zu kritisieren gibt.
Der Kunde als Bürger im permanenten Wahlkampf: nach seinen Wünschen wird geplant und gestaltet, es werden Dienstleistungen und Services gestaltet, wie es Generationen zuvor nie erfahren konnten.
Interaktiven Medien laufen parallel zur Evolution der Demokratie in den westlichen Wohlstandsgesellschaften; für die meisten Menschen der industriellen Welt wurde der Konsum-Kapitalismus geschaffen, der mehr versorgt als nur die materiellen Bedürfnisse.
Die Forderung nach einem Mehr an Mitbestimmung seit dem 60ern ist in allen gesellschaftlichen und politischen Schichten und deren Fragen nicht zu übersehen.
Alles eine direkte Folge der materiellen Versorgung auf hohem Niveau, auf dessen Level auch noch gejammert wird. Der Industriekapitalismus gebar eine eine neue Moral als Anspruch, nicht nur bloßer Verbraucher zu sein, sondern die Märkten und ihre Angebote mit zu bestimmen.
Die Interessen werden immer persönlicher, was Parteien. Lobbygruppen und Verbände verkennen, wenn sich Bürger von ihnen nicht mehr einfangen lassen. In der Vielfältigkeit unserer Gesellschaft und den lokalen und regionalen Gemeinwesen hat sich dafür der Begriff von der „Zivilgesellschaft“ breit gemacht.
Zivilgesellschaft heißt, dass aus politischen Konsumenten, aus Verbrauchern und Anspruchsberechtigten in der Daseinsvorsorge mündige Bürger wurden, die sich politisch nicht mehr gängeln lassen, sondern ihre Angelegenheiten zunehmend selbst in die Hand nehmen wollen: Stuttgart 21, Rathaus-Neubau, Olympia-Bewerbung München, Nationalpark…
Gleichzeitig politisiert sich auch das Marktgeschehen: Kunden fordern Transparenz über die Produktion von Waren und die Arbeits- und Umweltbedingungen.
Die Wissens-Träger wurden zur neuen Gesellschaft, die die alte hierarchische Industriegesellschaft weitgehend ersetzt hat.
Doch mangelt es noch an Bewusstsein, was daran lieht, dass die Eliten des Geistes und der Medien in ihrem Verhältnis zur Ökonomie getrübt sind.
Für die Wirtschaft gilt, was auch für die Politik gelten sollte: Teilhabe ohne Teilnahme ist nicht viel wert. Der Zivilkapitalismus baut auf eine neuen Mündigkeit der Bürger auch in materiellen Fragen, der umso unabhängiger ist, desto mehr er „seine Ökonomie“ selbst bestimmen kann. Zivilkapitalismus ist eine weitere Stufe der Aufklärung in wirtschaftlichen Lebensfragen.
Das führt dazu, dass nicht mehr nur einige wenige Eigentümer oder Manager mit einigen wenigen Politikern und Funktionären entscheiden, wie Ökonomie und Gesellschaft gestaltet werden, sondern die Märkte selbst, die aus mündigen Bürgern bestehen.
Kluge Bürger wissen, dass sie nur dann wirklich unabhängig sind, wenn sie auch ihre materiellen Angelegenheiten unabhängig gestalten können.
Deshalb ist wirtschaftliche Bildung auf allen Ebenen wichtiger denn je. Erziehung zur ökonomischen Unabhängigkeit erst recht.
Schreibe einen Kommentar