Wer in den späten 60ern sein Studium nicht immer so ganz ernst nahm, der hat schon mal wegen zwei, drei Scheinen, die ihm fehlten oder die er mangels ausreichender Kenntnisse oder wegen zu geringer Leistungsbereitschaft selbst verbockt hat, gleich 12 Semester hingelegt – dann aber mit Diplom.
Doch sechs Semester waren damals ganz und gar undenkbar. Warum auch?! Heute soll dies dem Bachelor reichen, einem Studienabschluss, der vor 15 Jahren als Regelabschluss eines Studiums beschlossen wurde. Doch dieser „akademische“ Titel wird in keiner Branche so richtig ernst genommen. Nach Johann Osel (sueddeutsche-online) wäre das Problem jedoch leicht zu lösen.
Jahr für Jahr beginnen eine halbe Million junge Menschen ein Studium. Ihr akademisches Ziel ist der Titel eines Bachelors. Einem in Physik? Als ein Bachelor-Lehrer? Als einer in Geschichte?
Doch damit wird man weder Physiker, wird nach keinem Schulgesetz eingestellt. Ist als Bachelor-Ingenieur höchstens im Vertrieb tauglich, auf keinen Fall bei den Tüftler.
Wer nur die Grundlagen gelernt hat und in der Wissenschaft schnupperte, ist auch als Historiker kaum recht zu gebrauchen. Man kann dieses Prinzip für die meisten Disziplinen fortsetzen. J
Was man wollte, war eine gemeinsames europäisches Studiensystem, mit sechs Semestern Bachelor als neuem regulären Abschluss. Darauf dann den weiterführenden Master packen – so sah es de „Bologna-Erklärung“ vor, die 15 Jahren unterzeichnet wurde.
Nicht nur für Johann Osel ein zunächst bürokratischer Akt, weil Politik und Hochschulen das System schrittweise eingeführt haben und der Hochschule die Silbe Hoch gestrichen wurde.
Im Studienbetrieb gab es Regeln und Noten für dies und das…. bis nach massiven Protesten der Studenten in 2009 viele Schwächen und Fehler korrigiert wurden.
Doch die Reformansätze haben dem Bologna-Tages-Betrieb wieder Platz gemacht, begleitet von der Unehrlichkeit, dass Unternehmen den Bachelor als Abschluss kaum ernst nehmen
Der Bachelor gilt als „verknappt“ in Studium und Inhalt. Ob „Schmalspur-Studiker“ oder aber gar „akademischer Tellerwäscher“ – sechs Semester sind dürftig, weshalb 60 von 100 Bachelor den Master nachziehen wollen.
Wenn da nicht die Noten beim Master-Zugang waren, sind doch weitere „Master-Semester für alle“ und schließlich gilt der Bachelor als Regelstudien-Abschluss.
Für Johann Osel wäre das Gegenteil klüger: der Master als offizieller Regelabschluss, der Bachelor als ersten Abschluss für den ersten Job. Man könnte den Master drauf satteln als Zwei-Phasen-Studium.
Doch dazu müssten die Fakultäten ihre Inhalte prüfen und Fächer aktualisieren. Wem dies nach „noch höherer Schule“ klingt, der möge sich bei falscher Fach-Wahl eben um-orientieren.
Fazit: ein Master für alle Studenten, die das wollen – statt der klassischen Berufsausbildung – würde den Run an die Hochschulen mit der noch immer wissenschaftlich angehauchten Lehre reduzieren und eher Klasse statt Masse bringen. Das Studium wäre dann nicht unbedingt mehr so begehrt…
Schreibe einen Kommentar