Manchmal ist die Lage besser als die Stimmung und gelegentlich auch umgekehrt. Und auch die Optik einer Sache ist manchmal besser als deren Inhalt. Und deswegen geht es vielen Bürgern auch um Herkunftsangaben und den Einsatz von Hilfsmitteln bei der Agrargentechnik. Denn die Konsumenten wünschen sich mehr Informationen über Lebensmittel, wie viele Umfragen immer wieder beweisen. Da ist dann aber doch eine Studie des Lobbyverein „Die Lebensmittelwirtschaft“ überraschend.
Denn nach deren Erkenntnis benötigt eine große Mehrheit der Verbraucher „keine zusätzlichen oder umfangreicheren Informationen aktiv ein“. Vorhandene Informationen würden zudem „nicht oder kaum“ genutzt.
Fazit der Branchenlobbyisten:
Die ganze Debatte um mehr Transparenz gehe an den Menschen völlig vorbei.
Das nun muss den Vernunftmenschen verblüffen, wie es auch die Aktivisten von foodwatch sind, als diese die Analyse lasen…
Doch lässt sich das alles leicht erklären: der Verein „Die Lebensmittelwirtschaft“ hat die Ergebnisse der Studie in seiner Pressemitteilung ähnlich geschönt wie mancher Hersteller den Zuckergehalt seiner Frühstücksflocken.
Wer sich zur Objektivierung das ausführliche Ergebnis der Autoren der Uni Göttingen beschafft hatte, der war gleich schlauer: 90 Prozent (!) der Verbraucher lesen sich vor dem ersten Kauf eines Produktes die Informationen auf der Verpackung „gelegentlich“, „oft“ oder sogar „immer“ durch. Nur jeder 10. Verbraucher tut dies „selten“ oder „nie“.
Schließlich stimmten 92,4 Prozent (!) der Befragten „voll und ganz, eher oder teils/teils“ der Aussage zu, es sollten mehr Informationen über Lebensmittel zur Verfügung stehen.
Wer diese Haltung ummünzt, die Verbraucher wollten nicht mehr Information und würden ohnehin nicht lesen, was auf dem Etikett stünde, der lehnt sich weit aus dem Lügenfenster…
Und so haben auch hier die Lobbyisten ein deutlich gestörtes Verhältnis zu Wahrheit und Transparenz.
Bedeutender ist vielmehr, was „Die Lebensmittelwirtschaft“ in ihrer PR-Publikation nicht erwähnte: nur 3,3 Prozent (!) der Befragten geben an, der Lebensmittelindustrie „voll und ganz“ zu vertrauen, nur weitere 11 Prozent vertrauen ihr „eher“.
Was kann dafür der Grund sein…?
Schreibe einen Kommentar