Vor vier, fünf Jahren wollte so mancher lokale Stadtwerke-Chef noch „kotzen“, wenn er an die damals aktiven Gas-und Strom-Rebellen dachte, die ihm die Umsätze versauten und auch noch Rückforderungen wegen unberechtigter Preiserhöhungen stellten und auch einklagten.
War es doch über Jahrzehnte für die Energie-Monopolisten fast so wie im theoretischen Modell von Cournot: man bietet solange an, wie die zusätzliche ‚Grenz‘-Erlöse über den zusätzlichen ‚Grenz‘-Kosten liegen. Gut, dass bis damals nicht auch theoretisch weniger als die halbe Sättigungsmenge angeboten wurde: Strom für vier Stunden täglich…
Doch auch heute, nach der Liberalisierung des Energiemarktes zwischen Konstanz und Flensburg zahlen deutsche Verbraucher dennoch den zweithöchsten Strompreis in der EU. Nur die Dänen zahlen noch mehr, was aus dem aktuellen „Monitoringbericht Energie 2014“ der Bundesnetzagentur und dem Bundeskartellamt hervorgeht.
Grund für diese zweifelhafte Spitzenstellung sind ganz sicher die Umlagen, Steuern und Abgaben auf den Strompreis, was rund 73 Prozent an staatlichen Preisbestandteilen ausmacht. Für Energiebeschaffung, Vertrieb und Gewinn bedarf es dagegen nur der restlichen 27 Prozent.
Von April 2006 bis 2014 habe sich der Strompreis für einen Durchschnittshaushalt bei jährlichen 3500 Kilowattstunden Verbrauch in der „Grundversorgung“ um rund 61 Prozent auf 30,5 Cent je KWh erhöht, wie es im Bericht heißt. Günstiger sind nur Sonderverträge, auch solche nach einem Versorgerwechsel. Der allerdings wird von Hausverwaltungen oft nicht angestrebt – zum Nachteil von kleinen Mietern und gegen das Wohnraumbewirtchaftungsgesetz.
Gefordert: Mehr Wettbewerb!
Wer die Branche kennt, der muss feststellen, dass viele Haushalte noch deutlich sparen könnten, wenn sie den nicht in der klassischen Grundversorgung blieben, denn dies ist „die zumeist teuerste Versorgungsart“, wie die Wettbewerbshüter betonen.
Doch hätten sich die Wettbewerbsverhältnisse auf dem Strommarkt in den vergangenen Jahren spürbar verbessert, so die Wettbewerbsbehörden.
Ist doch der Marktanteil der vier größten Anbieter – E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall – bei der konventionellen Stromerzeugung von 73 Prozent im Jahr 2010 auf 67 Prozent in 2013 gesunken, was auch auf „erneuerbare Energien“ zurükzufühfen sei.
Damit sei eine Marktbeherrschung durch die Konzerne bei der Belieferung von Industrie- und Gewerbekunden inzwischen Geschichte, so der Präsident des Bundeskartellamtes Andreas Mundt. Dank der „kämpferischen Gas-und Stromrebellen“, deren Kampf vor zehn Jahren anfing, ist es sämtlichen Kundengruppen möglich, den Stromanbieter frei zu wählen (www.vsbd-gaspreis.de).
Würde in manchen Gemeinden auf die Querfinanzierung von zum Beispiel Bädern samt deren Verlusten verzichten, würde mancher gerne von direkt um die Ecke versorgt…
Doch aus Energie-Umsätzen sowohl hohe Verluste auszugleichen und viel Gewinn für die Stadtwerke und die Gemeinde machen zu wollen, passt schon lange nicht mehr…
Erstes Fazit:
Deutschlands größter Energieversorger E.ON will sich von seiner gesamten konventionellen Stromerzeugung – Kohle, Gas und Kernenergie – trennen, so konnten man Anfang Dezember 2014 hören. Komme auch die Energiewende im Erzeugungsbereich schnell voran, dürfe man beim Netzausbau nicht nachlassen. Eingriffe der Netzbetreiber zur Wahrung der Systemstabilität seien weiterhin nötig.
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