Essen Sie „Kalbfleisch-Leberwurst“, die mit hohen Anteilen aus Schweinefleisch besteht? Oder trinken Sie Zitronen-Limo, an der Zitronen allenfalls vorbei huschten…? Kennen Sie den Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU)? Auch nicht…!! Dann könnte Ihnen auch die sog. Lebensmittelbuch-Kommission „wurscht“ sein, denn diese gilt auch als gescheitert.
Deshalb steht aus Sicht der Verbraucherschützer auch ein „Geheimgremium“ auf der „Abschussliste“, denn ein „Reförmchen“ aus der Mitte der geheim tagenden Lebensmittelbuch-Kommission (LMBK) reicht wegen der noch immer absurden Regeln für Produktbezeichnungen für mehr Klarheit im Supermarkt und beim Discounter nicht aus!
Ein Gutachten im Auftrag des Bundesernährungsministeriums scheint zu bestätigen: Die Kommission gilt als gescheitert, weil die industrienahen Gutachter lediglich ein „Reförmchen“ empfehlen.
Fehler am Konstrukt: der Einfluss der Lebensmittel-Wirtschaft auf Produktkennzeichnungen, die den Verbrauchern ein verlässliches Bild von einem Lebensmittel geben sollen, wird nicht beschränkt.
Und so sitzen in der Kommission neben Verbraucherschützern und/oder Wissenschaftlern auch Industrie-Lobbyisten, die mit ihrem Veto Beschlüsse blockieren können! Im Ergebnis kommt es deshalb zu zweifelhaften Regelungen, die nur den Food-Herstellern dienen.
Als Beispiele gelten Kirsch-Tee ohne Kirschen, Zitronenlimonade ohne Zitronen oder eben die Kalbfleisch-Leberwurst mit hohem Anteil an Schweinefleisch. Die Welt der Kommission für Lebensmittel und gar ein „Buch“ dazu ist genau die Welt, die den Lobbyisten gefällt…
Und so tagt die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission im Geheimen und hielt auch lange das Experten-Gutachten geheim. Doch schon vor Weihnachten war es dem Bundesernährungsminister bekannt, worauf foodwatch gefordert hatte, den Evaluationsbericht endlich zu veröffentlichen.
Der liegt nun vor und bestätigt, was Lebensmittelwirtschaft und die Politik eher verschweigen wollten: Die Kommission ist gescheitert. Ein „Restrukturierungsbedarf“ bestehe nicht. Und so listen die Gutachter nur Negativpunkte auf. Gegen eine Änderung spräche nur, dass dafür etwas geändert werden müsse…
Wie genau sich der Ernährungsminister Christian Schmidt die Zukunft der Lebensmittelbuch-Kommission nun vorstellt, weiß wohl nur er selber und bekennt lediglich, dass er das Gremium trotzdem, wenn auch anders besetzt, beibehalten will.
Wer aber will eine nur „geänderte Geheimkommission“, in der die Lebensmittel-Wirtschaft weiter großen Einfluss hat und nicht eher den echten Neustart und ohne Geheim-Kommission??
Der Verbraucher benötigt rechtsverbindliche Regeln für Produktbezeichnungen, ergangen in einem demokratischen Verfahren, von einer Bundesbehörde erarbeitet und orientiert am Verständnis der Verbraucher – nicht an den ökonomischen Interessen der Hersteller!
P.S. Mit dem eher unpopulären Minister Christian Schmidt sitzt die Lebensmittel-Lobby quasi mit eigenem Minister in der Regierung. Irgendwie seltsam…
Schreibe einen Kommentar