Werbe-Sechsjährige fordert bei der Sparkasse: Ich will ans Meer…!?
Weise man doch mal die Familien oder die Alleinerziehenden in prekärer sozialer Situation, mit gebrochener Erwerbsbiografie und in einer kleinen Wohnung im Stadtquartier mitten im sozialen Brennpunkt mal wieder darauf hin: „Jeder ist sein Glückes Schmied…“, dann kann dies nur eine perfide und sarkastisch Äußerung sein.
Denn wenn immer mehr Kinder in Deutschland nach neuester Studie in prekären Verhältnissen aufwachsen, ist dies sicher nicht deren Schuld und oft auch nicht die alleinige Schuld der Eltern. Um es jedoch zu ändern, kommt es durch staatliche Hilfen meist nur zum Effekt und nicht auch zur Effizienz der Maßnahmen.
Und so macht es Betroffenen auch keinen Spaß, sich alternativ im ‚Sozialkaufhaus‘ als ‚Bedürftige‘ zum kleinen Preis einkaufen zu können‘. Zu müssen!
Fakt ist nämlich, dass Kinder- und Familienarmut in Deutschland immer deutlicher wird, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigt.
Jedes fünfte Kind unter 15 Jahren wächst also unterhalb der Armutsgrenze auf, ist demnach arm oder doch armutsgefährdet. Das sind 2,1 Millionen Jungen und Mädchen, die in Familien leben, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung haben. Bei einer vierköpfigen Familie gilt hier ein Wert von 1.848 Euro im Monat.
Von diesen 2,1 Millionen Kinder lebt circa 1Millionen in Haushalten, in denen Hartz IV „den Ton angibt“; der verbleibende große Rest lebt „ohne Stütze“, auch wenn oft Anspruch gegeben wäre. Zudem wachsen weitere rund 480.000 Kinder nur knapp über der Armutsgrenze auf.
Die Erhebung stellt auch fest, dass staatliche Unterstützung oft nicht passe und am Bedarf vorbeigehe. Warum aber stets auch das Lamento herangezogen wird, 76 Prozent der Kinder von Eltern, die Hartz IV beziehen, könnten nicht in den Urlaub fahren, kapieren jene nicht die in den 1950ern allenfalls beim Zeltlager der katholischen oder evangelischen Jugend 50 Kilometer vom Heimatort weg waren.
Schlimmer als mehrere Jahre keine Urlaubsfahrt – Sparkassenwerbung 2015 mit einer Sechsjährigen (?): Ich will ans Meer! – sind wohnlich enge Verhältnisse. Vierzehn von 100 Kindern wachsen laut der Studie in Haushalten ohne Internet auf, 38 Prozent in Familien ohne Auto. Zehn Prozent der Kinder müssen erkennen, dass nicht alle in der Familie ausreichende Winterkleidung haben….
Armutsforscher haben aber auch erfragt, dass einkommensschwache Eltern sich für ihre Kinder vor allem gute Bildung wünschen und deswegen eigene Bedürfnisse zurückstellen. Und dabei ist frustrierend, häufig Nein sagen zu müssen, denn in prekärer Finanzlage gibt es praktisch keinen Handlungsspielraum…
Zudem klagen Eltern über zu viele behördliche Anlaufstellen, bürokratische Hürden und wechselnde Kontaktpartner.
Insgesamt legt die Bertelsmann-Stiftung aus der Befragung offen, dass das staatliche System, Armut zu unterstützen, eben auch nur nur unzureichend löst.
Stiftungsvorstand Jörg Dräger.“Materielle Unterversorgung und fehlende soziale Teilhabe sind eine schwere Hypothek, mit der Kinder ins Leben starten“.
Und deshalb ist der Bedarf der Kinder, ist ihr Wohlbefinden und sind ihre Teilhabe-Chancen in den Mittelpunkt zu rücken.
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