Typisch falsche Altersbilder in der Gesellschaft – Potenziale des Alters nutzen
Frei, unabhängig und überparteilich, also parteilos! – Vielleicht oder auch nicht! Auf jeden Fall stammt der VI. Altenbericht „Altersbilder in der Gesellschaft“ von einer Sachverständigenkommission, die für das Bundeskabinett erhoben hat. Nun macht der VI. Altenbericht deutlich, dass die in der breiten Bevölkerung die vorherrschende Meinung über „das“ Alter und die Altersbilder in der Gesellschaft – Arbeitswelt – Bildung – Wirtschaft – Politik -zivilen Engagement – medizinische und pflegerische Versorgung – der tatsächlichen Ausprägung und der Vielfalt des Alters meist nicht gerecht werden.
Alter wird meist mit Krankheit und erheblichen Defiziten verknüpft, wogegen die Tatsache lauten muss: Die derzeit „jungen Alten“ haben ausreichend Potenziale, die sie deutlich stärker als bisher in die Gesellschaft einbringen können und sie dies auch wollen. Allerdings, so die Experten, muss man stets auch auf die Grenzen des Alters achten und Hilfe und Unterstützung dort anbieten, wo es erforderlich ist.
Damit macht der VI. Altenbericht auch deutlich: Im Laufe der gesamten Sozialisation ist kein Lebensabschnitt vielgestaltiger als das Alter. Wer sich nicht das realistische und das differenzierte Bild vom Alter vermittelt, der übersieht, dass dem Menschen zwischen 65 und 85 – gesellschafts-historisch betrachtet – ein neuer Lebensabschnitt geschenkt wird. Meist sind dies Jahre ohne Krankheit und Gebrechlichkeit und statt dessen aktiv und gesund. Potenziale des Alters, die auch gesellschafts-politisch gestärkt werden können.
Der korrekte Blick
_In der Arbeitswelt sind ältere Beschäftigte nicht weniger, sondern anders leistungsfähig als jüngere. Falsch präsente, negative Altersbilder stammen aus einer Zeit, in der ältere Beschäftigte früh, zu früh aus dem Arbeitsleben ausgegliedert wurden. Dem entgegen stehen die Arbeitsfähigkeit und das Potenzialen älterer Beschäftigter, gepaart mit Erfahrung, Wissen, sprachliche Kompetenz und Urteilsvermögen.
Achtung! Seniorabilität…
Um eine solche „seniorable Arbeitsfähigkeit“ zu erhalten, sind Maßnahmen wie „altersgemischte Teams“ oder eine altersgerechte Arbeitsorganisation sinnvoll. Auch Unternehmen schätzen altersgereifte Tugenden wie Loyalität, Erfahrung, Verantwortungsbewusstsein und Sozialkompetenz. Auch widersprechen 70 von 100 Unternehmern dem Vorbehalt: Weiterbildung von Älteren lohn nicht.
_Das bürgerschaftliche Engagement bietet Spielraum für neue Altersbilder, bei denen Jung plus Alt stärker im Vordergrund stehen.
_Bei Konsum und Marketing haben auch die Produzenten darauf zu achten, dass die Produkt- und Handelsgestaltung nicht weiter von überkommenen Altersbildern geprägt sind. Denn tatsächliche Bedürfnissen, Fähigkeiten und Konsumwünschen älterer Menschen sind meist anders als erwartet.
_Den Medien fällt es zu, die Ausprägung von Altersbildern zu entzerren. Die Aspekte sind neu zu bestimmen; Alter und Älterwerden müssen der „tatsächliche Realität“ entsprechen, die auf die gesellschaftliche Wirklichkeit und deren Wahrnehmung entscheidend einwirkt.
_Pflege und Gesundheit sind differenziert zu betrachten; sie sind zu stärken und zu verbinden mit dem Ziel, einen Mentalitätswechsel bei älteren Menschen zu fördern, der zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise beiträgt.
Hier taucht – angeregt durch das Familienministerium – erneut die „Familienpflegezeit“ auf, mit der man Berufstätigen bei finanziellem Ausgleich wegen des Mindereinkommens helfen will, Zeit für die Pflege ihrer Angehörigen zu haben, ohne dabei den Beruf aufgeben zu müssen.
Bereits in einem früheren Beitrag hat trupoli darauf hingewiesen, dass es der 58-jährigen Angestellten jedoch schwer fallen dürfte, ihre 82 Mutter oder Schwiegermutter häuslich zu pflegen…
Dagegen kann durchaus der neuen Bundesfreiwilligendienst dazu führen, dass künftig auch über 60-Jährigen einen Dienst im sozialen oder kulturellen Bereich leisten.
Anmerkung:
Die Bundesregierung hatte im Juli 2007 die Sachverständigenkommission damit beauftragt, die Altersbilder in den verschiedenen gesellschaft-lichen Bereichen zu untersuchen und aufzuzeigen, wie sie sich auf die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben auswirken. Die Altenberichte werden der Bundesregierung in jeder Legislaturperiode vorgelegt.
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