Umfrage zwischen Wien, Berlin und Bern
Schön, wenn man Nachbarn hat, die ins Sträßle passen…Und so sind Deutschland, Österreich und die Schweiz Nachbarn, die mindestens in ihren kulturellen Stellenwerten und in der Urlaubszeit zueinander passen.
Gemeinsamkeiten ja, aber bei Fragen nach Gerechtigkeit, Zufriedenheit mit der Politik, Wohlstand und Zukunftsängsten gehen die Ansichten der Bürger in ihren Länden weit auseinander.
Das Magazin Reader’s Digest hat repräsentativ in allen drei Ländern befragt und hat – publiziert in der Januar-Ausgabe – deutliche Divergenzen festgestellt.
So sind die Deutschen in ihrem Unmut Bürger über ihre Regierenden besonders zahlreich. Beklagten doch 73 von 100 Befragten, dass der Einfluss der Bürger auf politische Entscheidungen zu gering sei.
Und weitere 65 von 100 glauben zudem, dass die Politik drängende Probleme gar nicht lösen könne. Mit einer Quote von 0,6 ( = 60 von 100) stehen die da, die glauben Politik werde zu häufig gegen die Wünsche der Menschen gemacht.
Im End-Effekt sind es nur 29 Prozent der deutschen Befragten, für die „alles in allem […] das politische System ziemlich gut“ funktioniert
Achtung! Unerfreulich!
Solche Werte sind nach Ansicht der Soziologen an der Universität Bielefeld dann doch eher unerfreulich und lassen aufhorchen. Auch wenn nämlich das politische System in Deutschland nicht grundsätzlich in Gefahr ist, werde deutlich, dass die Menschen stärker an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden möchten. Da wird dann wieder das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 zum Parade-Beispiel für einen bürgerlichen Trend.
Skeptische Bürger gegenüber der Politik gibt es dann aber auch in Österreich. Von 100 „Ausis“ gaben 56 an, Politik würde zu häufig gegen die Wünsche der Bürger gemacht, und gleich drei von vier Befragten sagten, die Politik könne viele drängende Probleme nicht lösen. Doch auch in Österreich wird nicht resigniert: für 55 Prozent gilt, dass wer sich politisch engagiert, etwas bewegen könne.
Schweizer bestimmen deutlich mit
Andere Werte ergeben sich für die Schweiz. Bei den Eidgenossen sind 67 Prozent der Bürger mit ihrem politischen System und den Möglichkeiten der Mitbestimmung zufrieden. Aus Sicht der Soziologie-Experten ist dies dann aber auch nicht überraschend. Ist doch die schweizerische Bevölkerung viel stärker in einzelne Fragestellungen eingebunden.
Bei Vorhaben mit langer Vorlaufzeit versucht man in der Schweiz eine möglichst breite Zustimmung in der Bevölkerung zu erhalten.“
In einem sind sich die Bürger der drei Länder im Angrenz-Trio in einem Punkt dann aber recht schlüssig: Politik richte sich weniger am Gemeinwohl als an den Interessen einzelner gesellschaftlicher Gruppen aus.
Was genau ist ungerecht…?
Abweichungen zwischen den drei Nachbarn werden dagegen an anderer Stelle deutlich. Mit 54 Prozent beklagen die Deutschen, dass es zwischen Kiel und Konstanz ungerecht zugehe. Für Mehrheit der Schweizer (78 Prozent) und der Österreicher (56 Prozent) gilt das nicht; sie finden mehrheitlich ihre Strukturen eher gerecht.
Und dann wäre da noch das Bildungs-, Gesundheits- und Rentensystem, mit denen die Deutschen unzufrieden sind. Insbesondere bei der Bildung mit der Quote 58 : 40. Im Vergleich liegt Austria bei 43 : 54 und in der Schweiz ist man mit 14 Nein zu 84 Ja eher „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“.
Deutlich werden Unterschiede auch beim Gesundheitssystem: In Deutschland sind 42 Prozent damit zufrieden, in der Schweiz 73 Prozent und in Österreich sogar 83 Prozent.
Und wie schaut es aus, wenn der Deutsche in die Zukunft blickt? Etwa ein Fünftel der Bevölkerung in allen drei Staaten hat große Angst vor Überfremdung.
Globalisierung macht Angst!
Und bei den Deutsche kommt dazu eine „große Angst“ vor der Armut im Alter, jeder Vierte fürchtet sich vor dem sozialen Abstieg. Die Erwartungen an Stabilität sind hier besonders hoch, erkennen die deutschen Soziologen. Ein Grund dürfte sein, dass die fortschreitende Globalisierung und die Öffnung der Märkte die Bürger stärker verunsichert.
In Österreich mit 18 Prozent und in der Schweiz mit 22 Prozent sind die Werte für „große Angst“ vor der Armut im Alter deutlich geringer. Auch die Sorge um den sozialen Abstieg ist bei den Nachbarn Deutschlands längst nicht so groß.
Bei allen Unterschieden – die Bürger der drei Länder sind sich an einem Punkt einig: Die persönliche wirtschaftliche Situation wird allgemein als zufrieden bezeichnet – in Deutschland zu 73 Prozent, in Österreich zu 77 Prozent, in der Schweiz sogar zu 87 Prozent…
Na, dann! Viel Erfolg für 2011!
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