Bislang nur gute Noten durch den Pflege-TÜV – Geschönte Zahlen verwirren
Noten sind linear zu erteilen und müssen für den Benoteten transparent sein! – So jedenfalls sollten Schulnoten sich darstellen. Warum bei den deutschen IHKen bei 50/100 Punkten die Note 4,4 erteilt wird, bleibt ganz sicher noch ein Weilchen Geheimnis des DIHT. Wie aber kommen die „Pflegenoten“ in den APH’s, den Alten – und Pflegeheimen, zustande, die den Bürgern eine Orientierung bieten sollen, wo denn die Angehörigen am besten unterzubringen sind.
Ist ein mehrfaches „Sehr gut“ nicht doch verdächtig? Sind die Noten ehrlich ‚evaluiert‘ worden? Schließlich nützen geschönte Zahlen nur den „schwarzen Schafen“, unter deren Handlungen das Kosten-Leitung-Verhältnis für die Heimbewohner oft nicht stimmt.
Mit Beginn des Jahres 2010 nahm der Pflege-TÜV seine Kontrolle auf, womit die Krankenkassen damit begannen, bewertete Heime und Dienste für jeden nachlesbar ins Internet zu stellen.
Als „vollmundig“ musste dabei das Versprechen gelten, den Heimbewohner, den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen werde schriftlich klar, wo Senioren gut aufgehoben seien, wenn sie zu Hause nicht mehr betreut werden könnten. Und auch die negativen Bewertungen sollten Orientierung bieten, wo es besser nicht hingeht.
Da bleiben Zweifel
Nach einem Jahr ist es aber mit einer Gratulation zum Einjährigen eher schwer. Im Gegenteil. Viel eher ist zu bemängeln. Und auch Sozialgerichte verwerfen manches Bewertung, die die Prüfer veröffentlichen, als nicht aussagekräftig.
Denn auch von Sozialpolitikern hört man, dass es besser gewesen wäre, man hätte den Pflege- TÜV nicht geschaffen. Zur Begründung dafür wird kritisiert, die Gesamtnoten seien viel zu gut und böten ein verzerrtes Bild, weil sie als Durchschnitt errechnet wüden. Konkret: eine ernährungs-physiologisch schlechte Kost kann durch eine gut lesbare Speisekarte ausgeglichen werden.
Und Maßstäbe, die zu einem „mangelhaft“ in einem Heim-Bereich führen könnten, weil dies für die medizinische Versorgung gelten muss, gibt es gar nicht.
Was nun sagen die Noten aus? Ist das alles eine Farce? In allen größeren Gemeinden und in deren Landkreisen wimmelt es für die Bewertung von Note „eins“ und „zwei“. Um eine Aussage zu festigen, taugt das Zeugnis dann aber doch.
Ein Beispiel: Erhält eine Einrichtung die Gesamtnote 1,6 – dem Durchschnitt für Hessen – werden die Bewertungen der Unterpunkte interessant. Eine 1,0 für Betreuung und Alltagsgestaltung sowie für die Wohnsituation und eine 1,9 für die pflegerische Versorgung bedeutet im Detail, dass das Heim bei der Vorsorge gegen das Wundliegen durchfällt (Note 5) und man auch Geschwüre nicht zeit-aktuell behandelt (4,1).
Noten zu großzügig!
Wer dazu weiß, dass die Notenskala großzügig angelegt ist und ein Heim noch eine 1 bekommt, auch wenn es nur 87 Prozent der Anforderungen erfüllt und es bei 45 Prozent noch eine 4 gibt, dann muss auch gelten: eine solche Einrichtung ist eher schwach als ordentlich.
Hält sich ein Heim mit der Gesamtnote 2,2 nicht an die Pflege-Vorgaben der Ärzte, ist das Note 5. Und wird es mit den Medikamenten nicht so genau genommen, ist das doch noch die 4,8.
Die Pflegenoten im Internet lassen eine Orientierung zwar zu, auch wenn wissen muss, wie sie zu lesen sind. Eine 1 oder 2 heißt noch gar nichts. Mit nur drei Klicks im web kann man Schwachstellen aufspüren. Schwer ist das nicht. Vor der Notenvergabe war es unmöglich, an die Prüfberichte über die Heime zu kommen. Es sei denn, es geschah durch den Betreiber freiwillig.
Doch bleibt noch immer die Frage, ob das System als „ehrlich“ gelten kann. Denn die Notenskala ist auf Druck der Pflegelobby zu freundlich gestaltet worden. Das ist so, wie wenn Schüler entscheiden, was nach deren Ansicht nach ein „sehr gut“ ist.
Wenn Einrichtungen versagen…
Also, weg mit der Gesamtnote, die überflüssig oder eben schädlich ist! Solange Missstände in deutschen Pflegeeinrichtungen zu monieren sind, beruhigen Durchschnittsnoten von 1,9 (stationär) und 2,1 (ambulant) nur die Politik und die Gesellschaft. Wenn Einrichtungen bei medizinischer Versorgung oder Ernährung versagen, muss das deutlich werden und darf nicht mit Nebensächlichkeiten wie ‚ansprechende Dekoration im Heim‘ verschleiert werden.
Pflegenoten sollen Transparenz schaffen, worauf Pflegebedürftige wie Angehörige Wert legen. Bilanzen dürfen für die Steuer nicht „frisiert“ werden, weshalb sehr gute Noten nur die schlechten Pflegeheimen und -diensten begünstigen.
Mängel sind aufzudecken, Missstände sind zu beheben oder manch eine Einrichtung ist mit Schließung zu bedrohen. Alles im Interesse derer, die dort wohnen und zahlen. Nur ehrliche Pflegenoten sind wahre Noten, alles andere kann man abschaffen. Dann reichen einfach die publizierten Prüfberichte der Kassen – und das wäre günstiger.
Fazit: wer sich ein Bild machen will, der muss trotz guter Noten das Heim in Augenschein nehmen. Deutschlands bekanntester Pflegekritiker, Claus Fussek, schlägt dazu vor: Man frage den örtlichen Notarzt, den Rettungssanitäter und den Bestatter. Die wissen, wie es im Heim wirklich aussieht.
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