Muss man nicht an der Laufzeitverlängerung rütteln? – Wer berät den Atom-Stromer!
Nein, sympathisch kommt er selbst mit verzweifelt guter-Laune-Miene nicht rüber: der Präsident des Deutschen Atomforums, Ralf Güldner. Schon gar nicht, wenn er sich energisch beweisen will bzw. wollte und er am Wochenende des Super-Gau in Japan (1und 13. März 2011) für die Atom-Wirtschaft vor übereilten Schlussfolgerungen warnt. Trotz der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima ist „jeder deutsche Reaktor […] auf jeden Fall besser ausgerüstet als der in Fukushima“.
Aber man nimmt dem Lobbyisten sein Statement nicht ab, dass es sich bei der Situation in Japan um ein einmaliges Ereignis handle. Sind da auch zwei Naturkatastrophen zusammen gekommen, das Erdbeben und der Tsunami, reicht der Hinweis auf eine dadurch zerstörte Infrastruktur nicht aus, um die atomare Apokalypse als Zufall zu benennen.
Man möchte ihn also gleich zurückrufen, den Herrn Güldner, wenn er erklärt, dass solche Folgen von Naturkatastrophen für Deutschland nicht vorstellbar sei. Und wo wird nicht mehr gelogen als bei Ehrungen und am Grab, was jetzt auch für deutsche Reaktoren passiert.
Die nämlich seien auf alle möglichen Einwirkungen von außen ausgelegt, beispielsweise auch auf Erdbeben und Überflutungen und man sei auch jeweils weit über das hinaus gegangen, was notwendig ist, um den Einflüssen stand zu halten.
Keine Frage für den atomar-toughen Ralf, wenn er davor warnt, an der Laufzeitverlängerung für die deutschen Kernkraftwerke zu rütteln: Nicht daran zu glauben, dass wegen der Ereignisses in Japan ein für Deutschland langfristig richtiges und plausibles Konzept in Frage gestellt werde…
Wer schreibt denn sowas…?
Schnell, zu schnell hat das Deutsche Atomforum sich einer Pressemitteilung hingegeben. Man sei „sehr betroffen über die große Katastrophe, die durch das Jahrhunderterdbeben und den darauffolgenden Tsunami in Japan ausgelöst wurde. Die daraus resultierende schwerwiegende Situation um die Kernkraftwerke in der Erdbebenregion erfüllt uns mit großer Sorge.“ Hiojoijoi, welches Mitgefühl bei demjenigen, der dies verfasste.
Und es geht noch weiter: Das Deutsche Atomforum nimmt „die Situation sehr ernst“ und man stehe im engen Austausch mit den zuständigen internationalen Organisationen. Man hofft sehr, dass es gelingt, die Auswirkungen für Menschen und Umwelt zu begrenzen.
Und damit ist den Atom-Stromern klar: „Solange […] keine ausreichenden und auch belastbaren Sachinformationen zu den nuklearen Ereignissen vorliegen, ist es für eine qualifizierte Bewertung oder Schlussfolgerungen zu früh. Die deutschen Betreiber sichern ausdrücklich zu, dass sie – wie auch in der Vergangenheit geschehen – eine qualifizierte Bewertung vornehmen werden, sobald die hierfür notwendigen gesicherten Erkenntnisse vorliegen.“
Es unterbleibt aber beim Deutschen Atomforum nicht, vorlaut zu bewerten: „Der Auslöser der Ereignisse in Japan war eine Verkettung zweier Naturkatastrophen, wobei […] das starke Erdbeben …das Netz und nahezu die gesamte Infrastruktur zerstört“.hat. „Ein […] Ausfall der Notstromanlage und des Kühlsystems“ als „eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis ist in Deutschland nicht vorstellbar“.
Auch derTV-Konsument blickt es
Und dabei konnte jeder noch so unbedarfte TV-Konsument,auch jener ohne Tageszeitung, sehen, wie das „Restrisiko“ aussieht. Im betroffenen Atomkraftwerk hat nicht die Technik versagt, weil dieses für ein Erdbeben bis zur Stärke 8 ausgelegt war, viel eher waren die Annahmen falsch, nach denen Ingenieure die Kraftwerksanlagen konzipiert haben.
Damit wird die Frage zwingend: Wie lauten die richtigen oder eben auch die falschen Annahmen zum Risiko deutscher Kernkraftwerke? Was gilt bei den „mehr-jährlich wiederkehrenden Jahrhundert-Hochwasssern“ bei denen auch AKWs überflutet werden können?
Eines ist glasklar! Noch verursachen unsere heimischen Geräte und gewerblichen Anlagen trotz hoher Effizienz einen hohen Stromverbrauch – fürs iPad, den Tiefkühler, den Trockner und die Espressomaschine.
Wer aber auf elektrisch betriebenen Komfort nicht verzichten will, wird sich wohl mit dem Betrieb von Atomkraftwerke weiter „anfreunden“ müssen, weil noch immer die Infrastruktur für den Umstieg auf alternative Energien fehlt.
Damit bleibt auch die Parole von der atomaren „Brückentechnologie“ bestehen, auch wenn die Atomkraft in Deutschland auslaufen soll.
Man kann es nicht oft genug lesen, was der ehemalige Bundesumweltminister und frühere Leiter des Umweltprogramms der UN, Klaus Töpfer, am Sonntag, den 13. März im Presseclub betonte: Er sei kein Brückenbauingenieur, wisse aber, je kürzer eine Brücke sein kann, desto günstiger könne sie gebaut werden und desto stabiler würde sie sein.
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