Worauf wartet Ilse Aigner, die CSU-Umwelt-Ministerin?
Es sind die „TV-Spätsendungen“, die die wenigen bewussten Bürger der Spät-Seher mit meist sozial, finanziell oder ökologisch bedeutenden Inhalt aufregen. So gilt aktuell die Uranbelastung des Trinkwassers in Deutschland als bedenklich hoch, warnen Wissenschaftler.
Die Dokumentation „45 Min – Gefährliches Trinkwasser“, ausgestrahlt Ende April im NDR, Autor Dethlev Cordts, markiert fragend, wie das Gift, das die Niere stark schädigen kann, ins wichtigste Lebensmittel gelangen kann oder konnte..
Und es sind erstaunliche Ursachen, die bei der Spurensuche auffielen. Denn seit 1984 ist Experten bekannt, dass eine erhöhte Konzentration an Uran in Gewässern damit zusammenhängt, dass nun mal auch Äcker gedüngt werden. Und dabei enthält der mineralische Phosphatdünger laut Umweltbundesamt Uran in einer Konzentrationen von bis zu 700 Gramm pro Tonne. Ein Wert der wohl auch für viele Gartendünger gilt, wie sie in jedem Garten- oder Baumarkt gehandelt werden.
Während knapp 50 Jahren – ab 1951 bis 2005 – sollen auf diese Weise auf den Äckern in allen deutschen Regionen insgesamt 10.000 bis 13.000 Tonnen Uran ausgebracht worden sein, und dies gilt noch als konservativ abgeschätzt. Enttäuschend auch, dass es bis heute weder eine Deklarationspflicht gibt noch einen Grenzwert.
So sind allein in Norddeutschland mindestens 25 Prozent aller Brunnen mit Uran aus der Düngung kontaminiert. In diesem Zusammenhang wundert nicht, das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für die Sendung „45 Min“ im wesentlichen ein Redeverbot für behördliche Mitarbeiter verhängt hatte, weil nun mal zu kritisieren hätte sein können, wie nachlässig das Bundesministerium die Urankonzentration in Phosphatdüngern beurteilt.
Inzwischen hat das Umweltbundesamt einen Grenzwert und eine Deklarationspflicht für Uran in Düngemitteln gefordert, da das Schwermetall als potenziell toxisch gelten muss.
Als Höchstwert für Düngemittel, ähnlich wie für Cadmium, sollen 50 Milligramm pro Kilogramm und eine Deklarationspflicht ab 20 Milligramm pro Kilogramm gelten.
Bislang jedoch tragen die Verpackungen keinen Hinweis für Landwirte oder Verbraucher, dass im Phosphat-Dünger eben Uran enthalten sein kann. Ilse Aigners Ministerium, das für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz lehnt sowohl einen Grenzwert als auch eine Deklarationspflicht ab und wohl auch deshalb war die Ministerin nicht zu einem Interview bereit.
Doch auch der Industrieverband Agrar und der Deutsche Bauernverband wiegeln ab. Die natürlichen Uranvorkommen in deutschen Böden seien sehr viel höher als die zusätzliche Belastung durch die Düngung, so die Verbände. Ignoriert wird dabei, dass eben die Wissenschaft weiß, wie leicht Uran in Wasser löslich ist. Technisch wäre es machbar, das Uran aus dem Phosphat zu extrahieren, so die Experten.
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