Nein, Katharina Saalfrank kam jenen Eltern, die ihre Erziehungsleistung schon wenigstens zehn und mehr Jahre hinter ich hatten, eher nicht sonderlich sympathisch rüber. Wäre sie Leiterin einer KiTa gewesen, hätte sich der „author“ überlegt, seine Tochter dieser streng auftretenden Nanny auf Dauer anzuvertrauen. Aber wie auch immer, es ging nicht um das Erscheinungsbild dieser Protagonisten eines besonderen Fernseh-Formats, es ging um jene Stumpf-Menschen, die sich daran ergötzen, dass es bei ihnen im häuslichen Kreis wenigstens ein bisschen weniger grob zugeht.
Damit ist auch die Meldung kaum überraschend: Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) freut sich über das Ende der RTL-Sendung „Die Super Nanny“. Denn der Sender RTL stellt das Format nach sieben Jahren ein. Kein Abschied wie bei Gottschalk – einfach Schluss und Schicht im Erziehungsschacht. Keine weitere Folge mehr auf den 16. November 2011. Die Entscheidung scheint den Programmverantwortlichen einvernehmlich und leicht vorgekommen: auch kein Ränkespiel um Vertragsverlängerung mit der Pädagogin Katharina Saalfrank.
Was immer auch verursachte, dass ein Schlussstrich gezogen wurde, so ganz ohne Disput ging es dann doch wohl nicht zu Ende. Glaubt man den „gut unterrichteten Kreisen“ der deutschen Magazine, dann war eine interne E-Mail Saalfranks unterwegs, in der sie den Sender massiv kritisiert: „In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem […] und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen…“ .
Für den Kinderschutzbund und dessen Präsidium war dies die Bestätigung der Kritik, die viele Jahre an der „Super Nanny“ geäußert wurde. Mit dem Prädikat „entwürdigend“ hatte der Deutschen Kinderschutzbundes mit der ersten Sendungen der „Super Nanny“ im Jahr 2004 immer wieder kritisierte, wie Kinder vor laufender Kamera zur Schau gestellt wurden. Entsetzen zuletzt auch darüber, dass eine Mutter bei den Dreharbeiten Gewalt gegen ihr Kind ausgeübt hat – ohne dass das Kamerateam oder Katharina Saalfrank eingegriffen hätten. Für eine ähnliche Situation hatte die Kommission für Jugendmedienschutz den Sender im Mai 2010 mit einem Bußgeld von 30.000 Euro belegt.
Längst Politik gefordert
Schon damals wäre wohl höchste Zeit gewesen, dass sich auch die Politik gegen RTL wendet, von wo aus immer wieder behauptet wurde, man bilde die Wirklichkeit in den Familien ab und greife nicht in das Geschehen ein. Doch darf man inzwischen das Magazin „Spiegel“ zitieren, dessen Infos zufolge Katharina Saalfrank die „Entwicklung des medialen Markts“ hin zu „ge-scripteter“ Realität – also zu inszenierter Wirklichkeit kritisiert.
Schließlich hatten sich doch mehrere Familien, die bei „Super Nanny im Spiel (?)“ waren, vertrauensvoll an den Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband NRW e.V. gewandt und von „gezielten Manipulationen“ während der Dreharbeiten berichtet. Denn die Teilnehmer als handelnde Personen hatten dann doch den Eindruck, dass es darum gehe, möglichst dramatische Situationen höchst emotional zu filmen – und nicht darum, den Kindern zu helfen.
Für RTL hat jedoch das Ende der „Super Nanny“ nichts mit den Forderungen des Deutschen Kinderschutzbundes zu tun. Doch der DKSB bleibt wachsam und behält Fernsehformate im Auge, in denen Kinder in ihrem Alltag dargestellt werden.
Längst sei auch der Gesetzgeber in der Pflicht, Kinder in TV-Produktionen besser zu schützen. Eine entsprechende Resolution hat der Deutsche Kinderschutzbund bereits im Mai auf seiner Mitgliederversammlung verabschiedet.
Kontakt: Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.
Schöneberger Str. 15 10963 Berlin Juliane Grafe Telefon: 030 / 214 809 – 25 grafe@dksb.de
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